Die Fotografie als Kunstform boomt. Das Interesse am Medium scheint größer als jemals zuvor. Dies schließt die kritische Reflexion ihrer Voraussetzungen, Möglichkeiten und Grenzen mit ein. Der Podcast Fotografie Neu Denken nimmt verschiedene Aspekte dieses Diskurses auf. In einem Gespräch mit fotosinn beschreibt der Fotograf und Herausgeber des Podcasts, Andy Scholz, seine Intentionen.
Viele der alten Markierungen des Flughafens Tempelhof sind auch Jahre nach seiner Schließung noch immer gut erkennbar. Das Rollfeld sowie die Start- und Landebahnen sind voller Zeichen, die von den Piloten beim Anflug und auf der Rollbahn wegweisend gesehen werden konnten. Inzwischen reißt an vielen Stellen der Asphalt auf und die Natur kehrt zurück. Vergangenheit und Zukunft treffen aufeinander. Die Erinnerung an frühere Zeiten ist Bestandteil der Gegenwart. Die alten Zeichen werden jedoch mehr und mehr verschwinden.
Das mehr als einen Kilometer lange, bogenförmige Hauptgebäude des ehemaligen Flughafens Tempelhof strahlt beim Blick vom südöstlich gelegenen Rollfeld auf die offenen Hangars pure Funktionalität aus und darüber hinaus trotz seines gewaltigen Ausmaßes eine nahezu elegante, zivile Harmlosigkeit. Aus der Entfernung wirkt das Ganze kraftvoll, aber keineswegs aggressiv. Machtarchitektur? Nicht einmal ein Gefühl von Gigantomanie will sich da einstellen. Dies ändert sich grundlegend beim Ortswechsel.
Tegel in der Woche vor Einstellung des Betriebs. Westwind. Die Flughafenfeuerwehr ist mit Abschiedsvorbereitungen beschäftigt. Zwei Maschinen der Lufthansa verlassen ihren bisherigen Heimathafen, künftig wird nur noch BER angeflogen. Die letzten Maschinen starten nach Amsterdam, Lissabon, Helsinki oder Paris. An den Countern herrscht Langeweile. Die meisten Geschäfte und Restaurants sind geschlossen. Leere in der Haupthalle.
Drei mal drei fotografische Lichtkästen mit Bildern von Menschen in archaisch anmutenden Schutzanzügen, verteilt liegend im Kirchenschiff. Und an der Wand hinter dem Altar eine ebenfalls großformatige Farbfotografie mit dem Titel Sarkophag. Es sind dies die Elemente der Installation HAGIOGRAPHIE BIOROBOTICA von Andreas Mühe in der St. Matthäus-Kirche am Berliner Kulturforum. Sie ist Bestandteil einer Reihe von mehr als hundert Ausstellungen im Rahmen des European Month of Photography 2020.
Bey den Bildern ist die Natur die herrlichste Lehrmeisterin. Sie erzeugt unzählige schöne und wunderliche Figuren, giebt die Farben, das Licht und den Schatten, und so kann eine geübte Hand, ein richtiges Auge, und die Kenntniß von der Bereitung und Vermischung der Farben, die Natur auf das vollkommenste nachahmen. Wie natürlich ist daher auch die Wirkung dieser Künste, das Wohlgefallen an ihren Werken, zu begreifen. Der Gesang der Nachtigall, das Sausen des Windes, und die herrlichen Lichter, Farben und Gestalten gefallen uns, weil sie unsere Sinne angenehm beschäftigen;
Der hochwertige digitale Fotoapparat, ob mit oder ohne Spiegel, wird in wenigen Jahren ein teures Nischenprodukt für Profis und betuchte Amateure sein. Die Branche ist im Niedergang begriffen. Kameras mit APS-C oder MFT Sensoren werden kaum noch eine Rolle spielen. Einige der heute bekannten Produzenten werden sich aus dem Markt für Fotoapparate verabschieden. Schuld an dieser Entwicklung ist nicht nur das Smartphone. Das wäre zu einfach gedacht.
Nach coronabedingter Unterbrechung von mehr als zwei Monaten ist im Kunstmuseum Moritzburg die Retrospektive Karl Lagerfeld. Fotografie wieder zu sehen. Rund vierhundert Aufnahmen des im vergangenen Jahr verstorbenen Modeschöpfers, barocken Paradiesvogels und nach Auffassung einiger Kritiker künstlerischen Universalgenies werden in der eigens für Halle konzipierten und produzierten Schau gezeigt. Geplant war das Ganze noch unter Lagerfelds Mitwirkung.
In Europa halten die Proteste nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd an. Viele Menschen gehen auf die Straße, historische Statuen von Unterstützern des Sklavenhandels werden auch hier in Frage gestellt oder gestürzt, die Feuilletons der Zeitungen befassen sich mit dem offenen und latenten Rassismus. Nur die Vertreter des Humboldt Forums, das sich die Bearbeitung des deutschen Kolonialismus und seiner Folgen auf die Fahnen geschrieben hat, schweigen. Man ist dort offenbar an mentale Grenzen geraten und in erster Linie mit der Schlossbaustelle sowie mit dem goldenen Kreuz auf dem Dach der Attrappe beschäftigt.
Am 21. August 1838 starb in Berlin der Dichter und Gelehrte Adelbert von Chamisso. Er hinterließ ein Werk, das den Bogen spannt von romantischen Naturschilderungen über ethnologische Studien bis hin zu sozialkritischen Beiträgen zu Erscheinungen seiner Zeit. Heute, mitunter ein wenig unterschätzt, darf man ihn zu den Zeugen einer aufklärenden Literatur zählen, dem Kunst und Zeitdiagnose nicht als widerstrebende Diskursformen galten, sondern als geschwisterliche Erscheinungen eines epochalen Emanzipationsprojektes.
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