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Hinweise auf Ausstellungen; Rezensionen von Büchern; Interviews mit Fotografierenden, Kunstschaffenden und Medienaktiven; Anmerkungen zur Geschichte und Theorie der Fotografie; Kommentare zur Kultur; Berichte zum Zeitgeschehen und von Reisen.

Ulrich Metzmacher Ulrich Metzmacher

Fotografie als Kunst

Jeder Versuch einer begrifflichen Klärung von Kunst ist eine kontingente Angelegenheit. Es würde immer auch anders gehen. Eine verbindliche, allgemein geteilte Definition gibt es bekanntlich nicht. Wird dennoch eine eindeutige Antwort versprochen, ist das Scharlatanerie, meist gepaart mit kunsthistorischer Ahnungslosigkeit. Aber egal, es gibt ja auch Interpretationen ohne solche Letztgeltungsansprüche, mit denen man sich produktiv auseinandersetzen kann. Anregungen dazu stammen von dem amerikanischen Kunsthistoriker Michael Fried, der im Jahr 2008 (dt. 2014) mit Warum Photographie als Kunst so bedeutsam ist wie nie zuvor ein Verständnis vorschlug, das Plausibilität beanspruchen darf.

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Wer beherrscht hier wen?

Lässt sich eine Kamera überhaupt steuern, wenn sie doch alles von alleine erledigen kann? Ihre Automatiken sind zwar einstellbar, aber ebenso gut kann ein Programm gewählt werden, bei dem man sich um nichts mehr zu kümmern hat. In früheren Zeiten wollte die Technik hingegen beherrscht sein und der Fotograf bzw. die Fotografin war stolz auf einen gekonnten Umgang mit dem Prozess bis hin zur Positivarbeit in der Dunkelkammer. Zufälliges spielte keine Rolle. Nur hin und wieder wurde das Unerwartete von ein paar Avantgardisten ausdrücklich gesucht. Aber das blieb die Ausnahme. Das vorherrschende fotografische Paradigma forderte die Beherrschung aller Prozesselemente und eine kontrollierte Bildgestaltung.

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Technobilder

Als der Kommunikationswissenschaftler Vilém Flusser in den 1960er Jahren begann, seine Thesen zur Fotografie zu entwickeln, gab es noch keine Digitalmaschinen mit künstlicher Intelligenz im heutigen Sinne und dementsprechend keine KI-generierten Bilder. Gleichwohl beschäftigten ihn schon damals die Besonderheiten apparategestützter Bilder. Der Begriff Technobilder stammt von ihm. Es geht darum zu verstehen, so Flusser, wie wir mit Hilfe von Apparaten, Symbolen und Codes unseren Standpunkt zur Welt entwickeln, einen Sinn konstruieren und gedanklich Ordnung schaffen.

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Bildhandwerk am Ende?

Beim Vergleich der Techniken zur Bilderstellung von der Malerei über die Kamerafotografie bis zur KI-Generierung zeigt sich eine gradlinige Entwicklung. Es geht um die dingliche Distanz zum Bild. Genauer, es ist die veränderte Rolle des Handwerklichen bei der Bilderstellung. Geht man davon aus, dass Kopf und Hand die beiden Instrumente sind, mit denen sich der Mensch die Welt erschließt und dabei seine kognitiven Fähigkeiten entwickelt, mit diesen aber auch verändernd in die Umgebung eingreift, so liegt die Frage nicht fern, welche Bedeutung der anteiligen Verschiebung der beiden Organfunktionen zukommt.

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Eine neue Bildkategorie

Seit einiger Zeit geistert der Begriff Promptography durch die fotografische Szene. Wichtigster Befürworter ist Boris Eldagsen, der vor wenigen Monaten mit einem gelungenen Streich die Diskussion um die Definition von Fotografie und deren Stiefschwestern angereichert hat. War es ihm doch gelungen, ein KI-generiertes Bild in einen renommierten Foto-Award einzuschleusen, dann jedoch den zugesprochenen Preis mit Hinweis auf dessen Entstehungsbedingungen zurückwies. Kurz darauf schlug Eldagsen vor, auf die Zuschreibung solcher Bilder als Photography zu verzichten und stattdessen die Begrifflichkeit Promptography zu verwenden.

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Braucht die Fotografie eine neue Definition?

Es sind nicht einmal fünf Monate vergangen, seit im Mai in einem Blogbeitrag die neuen, KI-gestützten Bildbearbeitungsfunktionen beschrieben wurden. Im Mittelpunkt stand die Möglichkeit zur Ersetzung definierter Bildelemente durch frei Erfundenes. Das Tool konnte zunächst nur in einer Beta-Version von Photoshop genutzt werden, inzwischen ist es Bestandteil des regulären Programms. Weitere Möglichkeiten sind hinzugekommen. Der damalige Blogbeitrag kann damit als überholt gelten.

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Joel Meyerowitz und die Straßenfotografie

Ratgeber zum Fotografieren gibt es viele. Mal technisch orientiert und mit Hinweisen auf die Wirkung von Blende, Verschlusszeit und anderen Parametern. Andere befassen sich mit Gestaltungsfragen. Da wird der Goldene Schnitt empfohlen oder die proportionierte Aufteilung von Vorder-, Mittel- und Hintergrund. Andere sprechen einen entgegengesetzten Ratschlag aus und bevorzugen die freie Formensprache. Alles ist möglich, klare Regeln gibt es nicht. Ein Blick auf die aktuelle Fotoszene bestätigt das.

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Ein fragwürdiges Staatskulturverständnis

Die kürzlich verkündeten Beschlüsse zur Realisierung des Deutschen Fotoinstituts in Düsseldorf reihen sich ein in Vorgänge, die in vergleichbarer Weise auf ein reichlich konventionelles oder zumindest naives Kunstverständnis schließen lassen. Für die Begrenztheit bürokratischen Kulturdenkens gab es schon in der Vergangenheit einige Beispiele.

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Virtuelle Kopfschmerzen

Häufig schwingt bei der Unterscheidung zwischen wirklichen und virtuellen Realitäten die Konnotation mit, der ersteren gelte ein Vorrang, da die zweite ja nur eine Erfindung sei. Hier die Wirklichkeit, die sich anfassen lässt, dort ein Phantasieprodukt, das lediglich als Monitorbild auf dem Rechner, Smartphone oder in einer VR-Brille materialisiert ist und nichts anderes als eine flüchtige Datei repräsentiert. Schnell ist die pädagogische Ermahnung zur Hand, allem Virtuellen mit Vorsicht zu begegnen und lieber dem handfest Erleb- und Beweisbaren zu vertrauen.

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