Blog
Hinweise auf Ausstellungen; Rezensionen von Büchern; Interviews mit Fotografierenden, Kunstschaffenden und Medienaktiven; Anmerkungen zur Geschichte und Theorie der Fotografie; Kommentare zur Kultur; Berichte zum Zeitgeschehen und von Reisen.
Reich, berühmt, geliftet
Wer schon immer der Auffassung war, dass das reiche Amerika hier und dort eine recht dekadente Angelegenheit ist, kommt bei dieser Ausstellung im International Center of Photography in New York voll auf seine Kosten. Gezeigt werden unter dem Titel Generation Wealth Fotografien von Lauren Greenfield, die zuvor bereits in Los Angeles zu sehen waren. Greenfield hat über den Zeitraum von 25 Jahren die Reichen und Schönen des Landes fotografiert und so eine einmalige Dokumentation geschaffen, die am Ende aber nicht nur etwas über die zahlenmäßig kleine Klasse der Happy Few aussagt, sondern auch viel über die Wünsche und Hoffnungen von Menschen aller Schichten einer auf Wirkung bedachten Konsum- und Leistungsgesellschaft.
New York symmetrisch
In New York bin ich auf Bilder von Edi Chen gestoßen, die als Beispiel für das im letzten Blogbeitrag erörterte konzeptuelle Fotografieren angesehen werden können. Vor etwa zwei Jahren hatte Chen beschlossen, an 366 aufeinander folgenden Tagen jeweils Aufnahmen New Yorks anzufertigen, die als Gemeinsamkeit etwas Symmetrisches aufweisen. Das Konzept beinhaltete somit einerseits die Selbstverpflichtung zum täglichen Foto wie andererseits das bildliche Symmetriegebot.
Rezension: Man Rays surreale Wirklichkeiten
Wer nicht ausschließlich einem dokumentarischen oder naturalistischen Ansatz folgt und beim Fotografieren auch frei Konstruiertes und Irreales einbezieht, kommt an Klassikern der surrealen Fotografie wie Herbert Bayer, Meret Oppenheim und vor allem Man Ray kaum vorbei. Darüber hinaus wird deutlich, wie stark deren Bildsprache in den medialen Ausdrucksformen der Gegenwart weiterhin spürbar ist.
Die Unheimlichkeit des Banalen
Die Ausstellung Blutiger Boden. Die Tatorte des NSU im Berliner Martin-Gropius-Bau ist bis zum 19. November 2017 verlängert worden. In bedrückenden Schwarzweißfotografien wird den Opfern der von 2000 bis 2007 andauernden rechtsradikalen Mordserie gedacht, die in der Mitte der Gesellschaft stattfinden konnte, ohne dass man den Zusammenhang zwischen den einzelnen Taten und auch nicht die politischen Hintergründe wahrnehmen wollte. Die Bilder Regina Schmekens weisen eine Möglichkeit auf, wie man sich einem solch ungeheuerlichen Thema mit einer zeitgemäßen und sachgerechten Dokumentarfotografie nähern kann.
Isa Genzken in Goslar
Kürzlich hat die Multikünstlerin Isa Genzken in der alten Kaiserstadt Goslar den renommierten Kaiserring verliehen bekommen. Nach der großen Ausstellung im New Yorker MoMA 2013/14 und der umfassenden Retrospektive im Berliner Martin-Gropius-Bau im Jahr 2016 gibt es zu diesem Anlass in Goslar zwar nur eine kleine Auswahl aus ihrem reichhaltigen Werk zu sehen, aber wir haben uns trotzdem gerne zu einem Besuch des Mönchehaus Museums auf den Weg gemacht. Und es hat sich durchaus gelohnt, wenn auch ein wenig anders als ursprünglich gedacht.
Oh, wie ist es am Rhein so schön!
Ein paar gemischte Gefühle verbleiben nach dem Besuch der Ausstellung Night and Day von Axel Hütte im Düsseldorfer Museum Kunstpalast[nbsp]schon. Einiges gefällt, wir kommen darauf zurück, anderes lässt uns ratlos, auch wenn wir den großen technischen Aufwand bei der Herstellung der Bilder durchaus zu würdigen wissen. Düsseldorfer Fotoschule eben. Aber Hütte will nicht wie die anderen aus der Becher-Klasse sein. Gursky, Ruff, Struth oder Candida Höfer mögen ihre eigenen Sachen machen. Hütte bleibt da lieber ein Romantiker, selbst um den Preis, dass seine Werke nicht den gleichen kommerziellen Hype auslösen wie die der Struffskys.
Die Kant-Garagen. Ein Stück Zeitgeschichte
In der Berliner Kantstraße befindet sich die älteste noch erhaltene Hochgarage Europas mit doppelter Wendeauffahrt. Erbaut in den Jahren 1929/1930, war sie bis in die jüngste Zeit vollständig im Betrieb. Nun soll sie umgewidmet und für andere Zwecke hergerichtet werden. Der Berliner Fotograf Klaus Wazlak hat die letzten Tage der ursprünglichen Kant-Garagen festgehalten. Ein Bildband zeigt einige ihrer architektonischen Facetten und dokumentiert impressionistisch die nun zu Ende gehende Epoche dieses bedeutsamen Bauwerkes.
Alec Soth - Storytelling in den Deichtorhallen
Von einer höchst empfehlenswerten Ausstellung in den Hamburger Deichtorhallen ist zu berichten, eigentlich sogar einer Doppelausstellung. Einmal ist der Fotograf Peter Bialobrzeski mit Die zweite Heimat vertreten und dann der herausragende Alec Soth mit Gathered Leaves. Die Deichtorhallen zeigen hiermit einmal mehr, dass sie zur ersten Adresse der auf Fotografie spezialisierten Ausstellungsorte gehören.
Jenseits des urbanen Blicks
Einige Wandertage am anderen Ende der Republik, zunächst im Odenwald, dann am Feldberg im Schwarzwald, haben mich kürzlich für eine gesunde Zeit vom heimischen Schreibtisch und dem gewohnten Denkumfeld ferngehalten. Urlaub eben. Statt Metropolenkultur und großstädtischer Hektik von einem Tag auf den anderen Roggenfelder, blühende Wiesen, dunkle Wälder und idyllisch erscheinende kleine Städtchen. Schon nach kurzer Zeit, so die Erfahrung, verändert sich auch das fotografische Denken und man beginnt, sich auf das neue Umfeld einzustellen.