Der Kurfürstendamm im Mai
Nicht einmal das Wetter war anders als im April. Von einem sonnigen Frühling oder Ankündigung des Sommers war kaum etwas zu spüren. Und auch die ersten Ansätze zu einer Lockerung der coronabedingten Einschränkungen des öffentlichen Lebens hinterließen am Kurfürstendamm selbst in der letzten Maiwoche keine nachdrücklichen Spuren. Die Pandemiefolgen prägten weiterhin das Straßenbild. Keine Touristen, kaum Flaneure, keine Menschenmengen mit Einkaufstüten. Dafür alles mit Maske.
Der Pfingstmontag brachte bei sonnigem Wetter zwar Leben in die wieder geöffnete Außengastronomie. Aber das war es dann auch schon. Die Tage bis zum Monatsende zeigten sich meist wie gehabt. Nur das letzte Wochenende zeigte sich noch einmal von einer freundlichen Seite. Immerhin waren die Tische und Stühle nun aufgestellt und standen nicht mehr aufgestapelt in irgendwelchen Ecken. Im Übrigen gab es weiter die Angebote für Mahlzeiten to go. Und sonst? In den zahlreichen Coronateststationen, mit denen sich offenbar gut Geld verdienen lässt, hielt sich der Andrang in Grenzen. Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche praktizierte ihr durchreguliertes Coronamanagement und die Spielbank hat die für den 1. Mai vorgesehene Neueröffnung auf unbestimmte Zeit verschoben. Wir hatten dies erwartet. Ein aufmerksamer Gang über den Kurfürstendamm lohnt dennoch. Immer gibt es etwas zu entdecken, so eine Hinweistafel auf Robert Musil, der hier am Mann ohne Eigenschaften gearbeitet hat. Die Muttertagsdekoration in einer Vitrine erschien ebenfalls sehenswert.
Die Erwartungen an den Monat Juni sind mit der Hoffnung verknüpft, dass die Temperaturen steigen und zum Besuch der Cafes und Restaurants einladen. Weiter sinkende Infektionszahlen sowie die Zunahme der Geimpften und Genesenen könnten dazu beitragen, dass sich der Einzelhandel wieder belebt und auch Anzeichen für ein Erwachen der Kulturangebote spürbar werden. Die eingetretenen Schäden werden jedoch nachwirken. Eine Rückkehr zur Normalität wird es in alter Form nicht geben. Zu viele Geschäfte und Restaurants haben die Zeit der Schließung nicht überstanden. Und dennoch, es mag sein, dass der Mai eines Tages im Rückblick als Beginn der Pandemiewende in Erinnerung bleiben wird.