Der Kurfürstendamm im Juli
Die Intensität des Lebens am Kürfürstendamm hat im Juli zugenommen, gefühlt jedenfalls. Nach Monaten im Homeoffice eilen viele wieder strebsam in die Büros. Die Frequentierung der Kaufhäuser und Läden ist ebenfalls gestiegen. Auch Touristen sind zurück. Meist in Gruppen schlendern sie den Boulevard entlang. Große Umsätze im Einzelhandel kommen aber nicht zustande. Hier wird weiterhin mit Preisnachlässen um Kundschaft geworben.
Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen. Hier eine Ankündigung von Events des Musiksommers, dort eine Schaufensterdeko mit Weihnachtsartikeln. Stets präsent die Aufforderung, beim Shoppen die Maske anzulegen. Lediglich das Gebot zum Tragen im Freien wurde aufgehoben. Die Obdachlosenlager sind weniger geworden, aber das ist wohl dem Sommer geschuldet und nicht einer Verbesserung der Situation wohnungsloser Menschen. Den östlichen Abschluss des Kurfürstendamms markiert die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Beim Blick vom Tauentzien vereint sich im fotografischen Bild eine der noch erhaltenen Spitzen der weitgehend zerstörten alten Kirche mit dem Glockenturm des Neubaus von 1961 sowie der Fassade eines Nobelhotels aus jüngster Zeit. Wenige hundert Meter entfernt lockt das KaDeWe Kunden und Touristen an.
Ob der Rückgang der Infektionszahlen von Dauer ist, bleibt ungewiss. Deutlich ist jedoch, dass Ermüdungstendenzen zunehmen und die Bereitschaft für weitere Einschränkungen des Lebens abnimmt. Umso aufmerksamer werden die Prognosen hinsichtlich eines Anstiegs der Inzidenz als Folge der Delta-Variante registriert. Ein neuer Höhepunkt im Rahmen der vierten Pandemiewelle wird im September für möglich gehalten. Der Juli könnte sich im Rückblick als Zwischenhoch ohne Nachhaltigkeit erweisen. Die im Vergleich zu den Vormonaten bessere Stimmung am Kurfürstendamm wäre dann trügerisch gewesen.